Zwei Menschen halten gemeinsam ein rotes Herzsymbol in ihren Händen – Symbol für Vertrauen, medizinische Fürsorge und das Arzt-Patienten-Verhältnis.

GOÄ-Reform 2027: Was sich für Patienten, Ärzte und Versicherte ändert

In den kommenden Jahren steht im deutschen Gesundheitssystem eine bedeutende Veränderung an: Die Reform der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Seit Jahrzehnten nahezu unverändert, soll das veraltete Abrechnungssystem nun grundlegend modernisiert werden. Was das für dich als Patient:in, Arzt oder Versicherter bedeutet – und worauf du dich vorbereiten solltest – erfährst du hier.

Was ist die GOÄ überhaupt?

Die GOÄ regelt, wie ärztliche Leistungen abgerechnet werden, sofern sie nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) übernommen werden. Das betrifft vor allem:

  • Privatversicherte Personen
  • Selbstzahler
  • Personen in der Soldatenversorgung
  • Leistungen nach einem Unfall (Unfallversicherung)

Im Gegensatz zur GKV entsteht bei der GOÄ ein direkter Vertrag zwischen Arzt und Patient, meist mit einer Privatrechnung zur Folge.

Warum braucht es eine neue GOÄ?

Die derzeit gültige Fassung stammt teilweise noch aus dem Jahr 1982. Viele medizinische Fortschritte wie Telemedizin, digitale Diagnostik oder palliativmedizinische Konzepte sind darin nicht abgebildet. Auch der gestiegene Hygieneaufwand – etwa durch Covid-19 – findet keine angemessene Berücksichtigung.

Ziel der neuen GOÄ ist es, die Vergütung ärztlicher Leistungen…

  • transparent
  • modern
  • gerecht und nachvollziehbar

…zu gestalten – für Patienten, Ärzte und Kostenträger gleichermaßen.

Was wird sich konkret ändern?

Mit der Reform soll ein neuer Leistungskatalog eingeführt werden. Dieser umfasst unter anderem:

  • Video- und Telefonsprechstunden
  • Minimalinvasive Eingriffe
  • Leistungen der Palliativmedizin
  • Digitalisierung bei Bildgebung und Diagnostik

Jede dieser Leistungen soll künftig eine eindeutige Abrechnungsziffer haben – mit klarer Definition und transparenter Preisstruktur.

Wirtschaftliche Folgen der GOÄ-Reform

Für Ärztinnen und Ärzte

Die durchschnittlichen Honorare könnten um 10–15 % steigen, wobei technische Fachrichtungen wie Radiologie oder Kardiologie besonders profitieren. Aber auch Hausärzte sollen durch Zuschläge auf Gesprächsleistungenbessergestellt werden.

Allerdings entstehen höhere Anforderungen an Dokumentation, IT und Verwaltung, was Investitionen nötig macht.

Für Kostenträger wie PKV & Beihilfe

Die privaten Krankenversicherer rechnen mit Kostensteigerungen von rund 13 %, erwarten im Gegenzug jedoch weniger Prüfaufwand und eine Rückkehr zur Rechtssicherheit bei Abrechnungen.

Mögliche Folgen:

  • Anpassung der Beihilfehöchstsätze
  • Höhere Selbstbehalte für Versicherte

Für Patient:innen

Kurz gesagt: Der Arztbesuch wird teurer. Die Abrechnung soll jedoch deutlich transparenter und fairer werden. Auch neue digitale Leistungen könnten sich als Vorteile erweisen – insbesondere für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder eingeschränkter Mobilität.

Wo steht die Reform aktuell?

Trotz eines konsensfähigen Entwurfs liegt die GOÄ-Reform derzeit politisch auf Eis. Gründe:

  • Blockade durch das Bundesgesundheitsministerium (Stand 2023)
  • Schwierige Haushaltslage auf Bundes- und Länderebene
  • Zustimmungspflicht des Bundesrats
  • Notwendige Anpassungen in allen 16 Bundesländern bei der Beihilfe

Ein realistischer Zeitrahmen für die Umsetzung ist aktuell 2027 – früher nur bei politischem Rückenwind und ausreichender Vorbereitungszeit für Kostenträger und Ärzte.

Speziell für Privatversicherte: Was du wissen solltest

Für PKV-Versicherte bedeutet die neue GOÄ voraussichtlich:

  • höhere Arztrechnungen, insbesondere bei Fachärzten
  • mehr Klarheit durch transparente Abrechnungen
  • geringerer Prüfaufwand bei der Erstattung

Gerade für Menschen mit hoher Leistungsinanspruchnahme oder komplexen Krankheitsbildern kann sich eine leistungsfähige PKV künftig noch mehr lohnen – vorausgesetzt, Tarifstruktur und Erstattung sind modern aufgestellt.

Ein Blick auf das große Ganze: GKV vs. PKV

Die steigenden Gesundheitskosten betreffen beide Systeme – GKV und PKV. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied:

Während die PKV Alterungsrückstellungen bildet, um die höheren Kosten im Alter auszugleichen, ist die GKV direkt abhängig von der demografischen Entwicklung. Das bedeutet:

  • Mehr ältere Menschen = steigende Kosten
  • Weniger junge Beitragszahler = sinkende Einnahmen

Gerade deshalb kann es sinnvoll sein, die eigene Absicherung individuell zu prüfen – insbesondere wenn du jung, gesund und gut verdienend bist. Eine Beratung zur Privaten Krankenversicherung schafft hier wichtige Klarheit.

Fazit

Die GOÄ-Reform bringt viele Chancen – für mehr Fairness, Transparenz und Modernität in der medizinischen Versorgung. Gleichzeitig steigen die Kosten für alle Beteiligten. Ob gesetzlich oder privat versichert: Die Frage nach der persönlich besten Absicherung wird in Zukunft noch wichtiger.

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